Was ist eine Notfallverhütung?
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Was ist eine Notfallverhütung?

Dama Awadallah Dama Awadallah

Oh je. Das Kondom ist gerissen. Du hast eine oder zwei Antibabypillen vergessen einzunehmen. Oder vielleicht hat deine Verhütungsmethode in irgendeiner Weise versagt. Was jetzt?

Nun, in diesem Fall kommt die Notfallverhütung zum Einsatz. Welche Optionen gibt es? Und sind sie sicher? In diesem Artikel sehen wir uns das genauer an.

 

Arten der Notfallverhütung und wie sie funktionieren

Es gibt zwei verschiedene Möglichkeiten zur Verhinderung einer Schwangerschaft nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr. Die erste Möglichkeit ist die „Pille danach“, und die zweite Möglichkeit ist ein Intrauterinpessar, umgangssprachlich auch als Spirale bezeichnet.

Es gibt drei verschiedene Pillen oder Pillenkombinationen, wobei diese alle durch eine Verzögerung des Eisprungs wirken:

  • Notfallverhütungspillen mit Levonorgestrel – die Versagensrate liegt zwischen 0,6 und 3,1 %, 
  • Kombinierte orale Kontrazeptiva (KOK), die aus Ethinylestradiol und Levonorgestrel bestehen (auch als Yuzpe-Methode bekannt) – die Versagensrate liegt zwischen 2,0 und 3,5 %,
  • Notfallverhütungspillen mit Ulipristalacetat – die Versagensrate liegt zwischen 0,9 % und 2,1 % [5].

Diese „Pillen danach“ funktionieren am besten innerhalb von 72 Stunden oder 3 Tagen nach dem Sex, können jedoch noch bis zu 120 Stunden oder 5 Tage später eingenommen werden. Wenn mehr als 72 Stunden vergangen sind, sind die Tabletten mit dem Wirkstoff Ulipristalacetat hinsichtlich der Verhütung einer Schwangerschaft am erfolgreichsten.

Was ist mit der „Spirale danach“? Während Hormonspiralen für eine regelmäßige Empfängnisverhütung angewendet werden, sind kupferhaltige Spiralen die wirksamste Option zur Notfallverhütung. Wenn sie innerhalb von 120 Stunden nach dem Geschlechtsverkehr eingesetzt werden, liegt ihre Wirksamkeit bei 99 %! Sie verhindern die Befruchtung, indem sie eine chemische Veränderung der Ei- und Samenzellen verursachen, bevor diese aufeinandertreffen [1].

 

Kann ich normale Antibabypillen zur Notfallverhütung anwenden?

Die einfache Antwort lautet: Nur, wenn dir keine andere Wahl bleibt.

Eine der oben aufgeführten Möglichkeiten sind die sogenannten kombinierten oralen Kontrazeptiva (KOK), die aus Ethinylestradiol und Levonorgestrel bestehen. Die Einnahme dieser beiden Wirkstoffe in zwei geteilten Dosen wird als Yuzpe-Regime bezeichnet: Eine Dosis von 0,1 mg Ethinylestradiol und 0,50 mg Levonorgestrel, 12 Stunden später gefolgt von einer zweiten Dosis von 0,1 mg Ethinylestradiol und 0,50 mg Levonorgestrel [1].

Die Yuzpe-Methode muss innerhalb von 72 Stunden nach dem Geschlechtsverkehr angewendet werden, wird jedoch nicht als erstes Mittel der Wahl zur Notfallverhütung empfohlen, da die anderen Methoden wirksamer sind und weniger Nebenwirkungen haben.

 

Ist die Notfallverhütung sicher?

Die wichtigsten Nebenwirkungen ähneln denen anderer oraler Kontrazeptiva: Übelkeit und Erbrechen, leichte unregelmäßige Blutungen aus der Scheide und Müdigkeit. Glücklicherweise sind diese Nebenwirkungen nicht sehr häufig und recht mild, wenn sie auftreten. Einige Medikamente können Wechselwirkungen mit den Notfallverhütungspillen haben. Sprich also mit deinem Arzt/deiner Ärztin darüber, welche Medikamente du einnimmst [3].

Es ist zudem wichtig zu beachten, dass die Notfallverhütung keine Abtreibung ist.

Wenn sie nicht funktioniert oder du bereits schwanger bist, wird eine Notfallverhütung dem sich entwickelnden Embryo oder deiner zukünftigen Fruchtbarkeit nicht schaden [1]. Falls du stillst, solltest du mit deinem Arzt/deiner Ärztin über die für dich am besten geeignete Option sprechen.

 

Wie geht es weiter?

Wenn du eine Pille zur Notfallverhütung eingenommen und innerhalb von 2 Stunden nach der Einnahme erbrochen hast, wirst du eine weitere Dosis einnehmen müssen [1].

Wenn du zuvor die Antibabypille eingenommen hast, kannst du ihre Einnahme nach der Anwendung einer Notfallverhütungspille normal fortsetzen. Nach dem Einsetzen einer Spirale besteht keine Notwendigkeit für eine weitere Form der Verhütung [1].

Eine weitere mögliche Folge der „Pille danach“ ist, dass deine Periode früher oder später einsetzen oder schmerzhafter als gewöhnlich sein kann. Wenn deine Periode mehr als 7 Tage verspätet ist, solltest du dich ärztlich untersuchen lassen [3].

Es ist wichtig zu wissen, dass keine dieser Methoden vor STIs schützt. Sie können einen Termin mit Ihrem Gesundheitsdienstleister für einen STI-Test oder eine Behandlung vereinbaren. Darüber hinaus sind Nachsorgetermine ein wichtiger Zeitpunkt, um Optionen für die weitere Verhütung zu besprechen [6]. 

Wann ist eine Notfallverhütung notwendig?

Eine Schwangerschaft ist nur durch einen vor oder während des Eisprungs, d. h. der Freisetzung einer Eizelle aus den Eierstöcken, stattfindenden Geschlechtsverkehr möglich. Der Eisprung erfolgt üblicherweise etwa zwei Wochen vor dem Beginn der Menstruation. Du kannst den Zeitpunkt des Eisprungs vorausberechnen, indem du deinen Zyklus und deine Periode verfolgst.

Es gibt etliche Apps zum Tracking des Zyklus und der mit der Periode verbundenen Symptome wie Schmerzen, Brustempfindlichkeit, Migränen etc. Zudem kannst du deinen Eisprung mit Hilfe des Minilab von inne verfolgen. Das Minilab misst das Hormon Progesteron in deinem Speichel, durch das du eine bessere Vorstellung vom zeitlichen Ablauf deines Eisprungs gewinnen kannst.

Es ist wichtig zu beachten, dass die Notfallverhütung andere, zur Prävention einer Schwangerschaft getestete und zugelassene Verhütungsmittel nicht ersetzen sollte [4].

 

Fazit

Je nachdem, wo auf der Welt du lebst, werden dir verschiedene Formen der Notfallverhütung zur Verfügung stehen.

Obgleich eine Spirale die effektivste Methode sein mag, solltest du nicht zögern, so bald wie möglich eine „Pille danach“ anzuwenden, wenn diese für dich zugänglich ist.

Situationen, in denen eine Notfallverhütung notwendig ist, können stressig und verwirrend sein. Die wichtigste Erkenntnis ist, dass es sich bei der Notfallverhütung um einen sicheren Weg zur Vermeidung einer Schwangerschaft handelt, wobei das Timing der Anwendung von entscheidender Bedeutung ist.



References

  1. https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/emergency-contraception
  2. https://www.nhs.uk/conditions/contraception/emergency-contraception/
  3. https://www.nhsinform.scot/healthy-living/contraception/emergencies/emergency-contraception
  4. https://www.womenshealth.gov/a-z-topics/emergency-contraception
  5. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4216625/
  6. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31740497/

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