Wie nutzen Femtech-Unternehmen deine Daten?
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Wie nutzen Femtech-Unternehmen deine Daten?

Bethany Burgoyne Bethany Burgoyne

Die Entwicklung der Femtech Branche hat in den letzten 10 Jahren eine Vielzahl von einfach zugänglichen Methoden und Technologien hervorgebracht, mit denen Frauen ein tieferes Verständnis und eine bessere Handlungsfähigkeit bezüglich ihrer Körper und reproduktiven Gesundheit ermöglicht wird. Millionen von Nutzerinnen tracken inzwischen täglich ihre Daten und geben Informationen über ihre sexualle Aktivität, Periode, Libido, Stimmung und körperliche Veränderungen preis. Dadurch dienen die Vorhersagen rund um die Fruchtbarkeit nicht nur jenen Frauen, die schwanger werden möchten, sondern helfen auch Frauen aus Ländern, in denen der Zugang zu Verhütungsmitteln und Abtreibungen erschwert oder verweigert wird. Anhand einer Datenbank von persönlichen Informationen kann eine vertrauenswürdige App dir helfen, deinen Zyklus besser zu verstehen und zu managen. Zusammen mit den Informationen Millionen anderer Frauen haben diese Daten sogar das Potenzial, die wissenschaftliche Forschung rund um die weibliche reproduktive Gesundheit zu revolutionieren.

Je mehr Informationen eine Nutzerin zur Verfügung stellt, desto präzisere Vorhersagen kann eine App über die weibliche Gesundheit und den Zyklus bieten. In letzter Zeit gab es jedoch Meldungen darüber, dass einige Femtech-Firmen diese persönlichen Informationen ausnutzen, indem sie Daten ihrer Nutzerinnen zu Marketingzwecken an Drittanbieter weitergeben (1). Dieses Verhalten untergräbt nicht nur das Vertrauen von Frauen, es kann darüber hinaus auch zu taktlosem Marketing und der Verletzung von Datenschutzregelungen führen. inne nimmt diese Thematik besonders ernst und sorgt dafür, dass Nutzerinnen sowie deren Daten sicher sind und letztere keinesfalls missbräuchlich verwendet werden. inne legt besonderen Wert darauf, dass Nutzerinnen sich sicher fühlen, wenn sie intime Informationen zu ihrem persönlichen Nutzen aufzeichnen - wohlwissend, dass diese vertraulich behandelt werden. Dazu gehören vor allem die täglichen Progesteronlevel im Körper, sowie zusätzliche Informationen über die mentale und physische Verfassung.

Zu wissen, wie deine Daten genutzt werden, ist von großer Bedeutung, und ein Blick in die Datenschutzbestimmungen des jeweiligen App-Anbieters ist empfehlenswert, bevor du diesen vertraust. In Anbetracht dessen schauen wir uns im folgenden an, welchen Regelungen bei inne dafür sorgen, dass jede Nutzerin und ihre intimen Informationen sicher und geschützt sind.

Wie Daten genutzt werden

Als Daten werden solche Informationen bezeichnet, die für Referenz- oder Analysezwecke gesammelt werden. In der Online-Welt stimmen wir Nutzung unsere Daten oft ohne weiteres Zögern zu, sei es beim Akzeptieren von Cookies, die den Verlauf unserer Webseiten-Besuche verfolgen, oder beim Teilen unseres Standortes in den sozialen Medien. Von solchen Drittparteien können Unternehmen wertvolle Daten erkaufen und diese Informationen nutzen, um potenziellen Kunden gezielt maßgeschneiderte Services und Produkte anzubieten. Auf diesem Wege werden Daten kontinuierlich gespeichert, verkauft und verteilt. Die besonderen Schutzanforderungen für sensible Informationen bezüglich Gesundheit und Fruchtbarkeit müssen jedoch erst seit 2018 verpflichtend von Unternehmen befolgt werden (2).

In der Femtech-Branche werden beispielsweise Daten über Alter, Zyklus-Muster, Körpertemperatur, Appetit und sexuelle Aktivitäten gesammelt. Im Kollektiv könnten diese Daten das weltweite Verständnis von der weiblichen, reproduktiven Gesundheit sowie deren Fürsorge erheblich verbessern. Trotzdem haben von der Entwicklung der Femtech-Branche in den letzten 6 Jahren vornehmlich die Werbefirmen profitiert, nicht zuletzt aufgrund fehlender Regulationen zur Nutzung und Weitergabe von Daten. Das bekannte Zitat ‘If you’re not paying for it, you’re not the customer; you’re the product being sold’ (in etwa: ‘Wenn du nicht für das Produkt bezahlst, bist du nicht der Kunde, sondern das Produkt, das verkauft wird) veranschaulicht deutlich, wie viele Apps Geld aus deiner Nutzung ihrer Services schöpfen werden, indem sie deine Daten an jene Parteien weiterverkaufen, die dir etwas verkaufen möchten. Handelt es sich bei einer App dagegen um einen bezahlten Service, ist der Zugriff auf deine Daten durch Dritte weniger wahrscheinlich.

Der Missbrauch von Daten in Femtech

Durch die Möglichkeit, Daten rund um die sexuelle Aktivität, Fruchtbarkeit und reproduktive Gesundheit einer Frau zu erkaufen, können Unternehmen potenzielle Kundinnen entsprechend gezielt ansprechen. Dies kann sich von Unterwäsche über Verhütungsmittel und Eizellenspenderinnen bis hin zu Babykleidung erstrecken. Hierin gründete auch ein kürzlicher Skandal um den Missbrauch solcher Daten. Anfang 2021 erklärte eine App für die weibliche Gesundheit mit mehr als 100 Millionen Nutzerinnen, dass sie bestimmte Informationen ihrer Nutzerinnen geheim halten würde und erläuterte, dass Details über Zyklen, Schwangerschaften, Symptome und andere in die App eingetragene Informationen nicht an Dritte weitergegeben würden (3). Nichtsdestotrotz stellte sich heraus, dass über einen Zeitraum von 3 Jahren bestimmte intime Daten der Nutzerinnen an Marketing- und Analyse-Firmen wie Facebook und Google weitergegeben wurden.

Solche Verletzungen der Privatsphäre haben dazu geführt, dass Frauen mit personalisierter Werbung konfrontiert werden, die mehr Schaden anrichten als Gutes tun. In einigen Fällen wurden Frauen, die eine Fehl- oder Totgeburt erlitten, mit Werbeanzeigen für Babyprodukte bombardiert. Gleichzeitig bestärken Internet-Plattformen weiterhin überholte Auffassungen von Frauen und ihren Körpern, gefüttert durch Daten, die von Femtech-Unternehmen verkauft werden. Dies kann dazu führen, dass Frauen sich unter Druck gesetzt fühlen, Kinder zu bekommen, sobald sie 30 werden, oder dass sie während der Schwangerschaft einem bestimmten ästhetischen Ideal entsprechen müssen. All dies verdeutlicht die moralische Verpflichtung, die Femtech-Unternehmen haben, um die Daten ihrer Nutzerinnen vor unsensiblen Marketingkampagnen zu schützen und um Vertrauen durch transparente Kommunikation der Datennutzung zu schaffen.

Wichtige Gesetze

Um die ständig wachsende Femtech Branche und ihre Nutzerinnen zu schützen und unterstützen wurden neue Datenschutzgesetze erlassen, welche Firmen bei der Erfassung und Nutzung von Daten befolgen müssen. In Europa bedeutet dies seit der Durchsetzung der DSGVO (Datenschutz-Grundverordnung), dass Unternehmen die explizite Erlaubnis von Nutzern einholen müssen, bevor sie sensible persönliche Daten erfassen oder weitergeben. Des weiteren ist geregelt, dass jegliche Daten, die für wissenschaftliche Zwecke oder zur App-Entwicklung weitergegeben werden, anonymisiert sein müssen. Eine typische Methode ist beispielsweise, Daten des Nutzers und seine Identität auf verschiedenen Servern zu speichern, um die Rückverfolgung zu erschweren.

Es ist wichtig, darauf zu achten, was in den jeweiligen Datenschutzrichtlinien bezüglich der Erfassung und Weitergabe von Daten deklariert wird, und welche Optionen du hast, Teile davon zu verweigern. Mit den zunehmenden Forderungen zum Schutz der Daten erhöht sich auch der Druck auf die App-Anbieter, zusätzliche Datenschutzmaßnahmen wie Log-in durch Fingerabdruck, eine klare Sprache in den Nutzungsbedingungen, die Möglichkeit zum Deaktivieren von Cookies und das Verweigern der Weitergabe von Daten an Dritte zu implementieren (4).

inne’s Datenschutzbestimmungen 

Bei inne wird größter Wert darauf gelegt, dass sich Nutzerinnen im täglichen Gebrauch der App sicher fühlen, also haben wir das Team gebeten, im Detail auf ihre Regulationen einzugehen. Sie erklärten, dass inne ein Minimum an Daten nutzt, um sein Serviceleistung zu erbringen und das Produkt zu verbessern. Dazu gehören persönliche Daten (Name, Adresse, E-Mail, Telefonnummer, Zahlungsdetails, Geburtsdatum) für die Kaufabwicklung des Produkts. Inne nutzt die persönlichen Kontaktdaten auch, um Nutzer über Produkt-Updates und ihre Mitgliedschaft zu informieren. Mit dem Einverständnis der Nutzerinnen kann inne die Kontaktdaten auch dazu nutzen, relevantere und personalisierte Inhalte und Angebote via Newsletter zu versenden, welche behutsam auf die Interessen der Benutzerin abgestimmt sind. 

Jegliche Gesundheitsdaten wie zum Beispiel Hormondaten (Messungen des Progesteronlevels) sowie Symptome (welche optional erfasst werden können) werden in erster Linie und in anonymisierter Form genutzt, um die Serviceleistung von inne (Fruchtbarkeitsbestimmung und -vorhersage) zu erbringen und das Produkt weiterzuentwickeln. Ein Mitglied des Teams erklärt hierzu: “Die strengen Regelungen der DSGVO bezüglich der Verarbeitung von Daten besonderer Kategorien werden bei inne’s Verarbeitung von Gesundheitsdaten zur Anwendung gebracht. Wenn wir Gesundheitsdaten für Forschungs- und Produktentwicklungszwecke nutzen, geschieht dies in einer nicht-identifizierbaren/anonymisierten Form.”

inne gewährleistet diese Anonymität, indem persönliche und Gesundheitsdaten getrennt voneinander gespeichert werden. Gesundheitsdaten werden ausschließlich auf Servern in der Europäischen Union gespeichert und verarbeitet, und im Einklang mit der DSGVO haben Nutzerinnen das Recht auf Zugriff, Korrektur, Löschung und Restriktion ihrer Daten, sowie das Recht zur Beschwerde über die Nutzung ihrer persönlichen Daten. Das Recht zur Löschung der Daten kann lediglich durch gesetzliche Auflagen wie Gesundheits- und Finanz-Verordnungen oder durch die Erhebung, Durchsetzung und Verteidigung von Rechtsansprüchen limitiert werden. Nutzerinnen der inne App können von ihren Rechten Gebrauch machen, indem sie support@inne.io kontaktieren. Eine Antwort erfolgt innerhalb von 30 Tagen (für gewöhnlich jedoch deutlich früher).

Bezüglich der Weitergabe von Daten an Dritte erklärt inne dass “persönliche Daten wie Kontakt- oder Zahlungsdetails in dem Maße mit Drittanbietern geteilt werden, welches für die Erbringung der Leistung (z.B. Lieferung und Zahlung) notwendig ist.” Gesundheitsdaten werden von inne weder an Dritte für Marketingzwecke verkauft, noch weitergeben.

Transparenz schafft Vertrauen

In Anbetracht der kontinuierlichen Entwicklung der Femtech-Branche ist es essentiell, dass Frauen nicht mit einem Gefühl der Verletzung ihrer Privatsphäre oder der Sorge über den Werdegang ihrer Daten allein gelassen werden. Wenn Daten zur wissenschaftlichen Forschung genutzt werden, ist es wichtig, dass die Benutzerin ihr Einverständnis erklärt und die Daten anonymisiert verarbeitet werden. Ein weiterer grundlegender Schritt ist es, Service- und Nutzungsbedingungen von Femtech-Produkten und Services in klarer und verständlicher Sprache zu verfassen. Obwohl die Gesetze und Regulationen zur Überwachung von Apps für die weibliche Gesundheit in die richtige Richtung gehen, ist es entscheidend, die Tongeber dieser Gesetze und die Zahl weiblicher Mitwirkender zu hinterfragen.

Dank Apps wie inne, welche mit gutem Beispiel vorangehen, ist das Potenzial von Femtech unbezweifelbar. Doch die Frage, wer schließlich davon profitiert - Nutzer oder Investor - wird den wahren Wert einer solchen Entwicklung für die weiblichen Gesundheit bestimmen. Achtsamkeit bezüglich des Status deiner Daten und deren Kontrolle im Rahmen deiner Möglichkeiten ist ein wichtiger Schritt, um die Handlungsfähigkeit zu erhalten, die dir durch FemTech Apps geboten wird.

Quellen

  1. https://techlawforum.nalsar.ac.in/data-exploitation-and-discrimination-through-empowering-femtech-apps/ Article consulted on 10th July 2021


  2. https://femtech.live/data-privacy-how-femtech-should-be-thinking/ Article consulted on 12th July 2021


  3. https://www.nytimes.com/2021/01/28/us/period-apps-health-technology-women-privacy.html Article consulted on 10th July 2021


  4. https://www.consumerreports.org/health-privacy/what-your-period-tracker-app-knows-about-you/ Article consulted on 5th July 2021

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