Wie wirkt sich Progesteron auf die psychische Gesundheit aus?
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Wie wirkt sich Progesteron auf die psychische Gesundheit aus?

Toketumu Ohwovoriole Toketumu Ohwovoriole

Es gibt zwei Haupt-Sexualhormone, die bei der Steuerung der Fortpflanzungsfunktion bei Frauen eine wichtige Rolle spielen - Progesteron und Östrogen. In diesem Artikel konzentrieren wir uns etwas mehr auf Progesteron. 

Was ist Progesteron und warum ist es wichtig?

Progesteron spielt eine sehr wichtige Rolle bei der Regulierung des Eisprungs, der Erleichterung der Einnistung und der Aufrechterhaltung einer gesunden Schwangerschaft. Es beeinflusst jede Phase des Fruchtbarkeitszyklus, von der Empfängnis bis zur Geburt. Während des Eisprungs bereitet Progesteron den Körper auf eine Schwangerschaft vor und bewirkt, dass sich die Gebärmutterschleimhaut aufbaut und ein günstiges Umfeld für die Befruchtung schafft. 

Progesteron hat auch eine Vielzahl von nicht-reproduktiven Funktionen, unter anderem die Regulierung deiner Stimmung und Wahrnehmung. 

Wie wirkt sich dein Progesteronspiegel auf dich aus? 

Während deines Menstruationszyklus wird dein Progesteronspiegel fallen und steigen. Damit du weißt, ob dein Progesteronspiegel zu hoch oder zu niedrig ist, solltest du wissen, in welcher Phase deines Menstruationszyklus sich dein Körper befindet. 

Dein Progesteronspiegel steigt in der zweiten Hälfte deines Menstruationszyklus, direkt nach dem Eisprung an. Dies nennt man die Lutealphase. Der Anstieg dient dazu, deinen Körper auf die Einnistung einer Eizelle vorzubereiten, falls eine Befruchtung stattfindet. Wenn es nicht zu einer Schwangerschaft kommt, sinkt der Progesteronspiegel und ist der Auslöser für deine nächste Regelblutung. 

Während einer Schwangerschaft steigt der Progesteronspiegel naturgemäß an. Das Progesteron ist dafür verantwortlich, dass sich deine Gebärmutter aufbaut und mit dem Baby wächst. Zudem sorgt es für die Entspannung der Gebärmuttermuskulatur und verhindert somit vorzeitige Wehen. Es ist auch dafür verantwortlich, die Milchbildung zu verhindern, bis das Baby geboren ist und stärkt zudem die Beckenmuskulatur, während sich der Körper in der Schwangerschaft den Wehen nähert. 

Es ist wichtig, deinen Progesteronspiegel zu überwachen, um festzustellen, ob er sich nachteilig auf dich auswirken könnte. Ein einfacher Bluttest oder ein Speicheltest kann dabei helfen.

Kann Progesteron deine psychische Gesundheit beeinflussen?

Die beiden Sexualhormone deines Körpers - Progesteron und Östrogen - ergänzen sich gegenseitig. Für ein optimales Wohlbefinden sollte das richtige Gleichgewicht zwischen beiden aufrechterhalten werden. Wenn dein Progesteronspiegel niedrig ist, dominiert Östrogen, was zu einer Vielzahl von Problemen führen und sich auf deine psychische Gesundheit auswirken kann.

Eine Studie aus dem Jahr 2012 zeigte, dass ein erhöhter Progesteronspiegel, der in der Lutealphase deines Menstruationszyklus vorhanden ist, in der Regel mit einem geringen Maß an Aggressivität, Reizbarkeit und Müdigkeit einhergeht. 

Wenn es nicht zu einer Befruchtung kommt, sinkt dein Progesteronspiegel, was zu einem Ungleichgewicht deiner Sexualhormone führt. Während dieser Zeit fühlst du dich wahrscheinlich reizbarer, ängstlicher und erlebst Stimmungsschwankungen. Du kennst dieses Ungleichgewicht vielleicht als Prämenstruelles Syndrom (PMS). Die PMS-Symptome variieren in ihrem Ausmaß von Frau zu Frau. Während manche Frauen nur eine leichte Veränderung ihrer Stimmungslage erleben, sind die Symptome bei anderen Frauen so stark, dass sie ihr tägliches Leben beeinträchtigen. Diese Form von PMS wird als prämenstruelle dysphorische Störung (PMDD) bezeichnet. Zu den Symptomen von PMDD gehören Depressionen, Stimmungsschwankungen, Wut und Angstzustände. 

Die Forschung zeigt, dass Frauen, die aufgrund eines niedrigen Progesteronspiegels unter schwerem PMS leiden, ein erhöhtes Risiko haben, nach einer Schwangerschaft eine postpartale Depression zu entwickeln. Dabei wird etwa eine von fünf schwangeren Frauen wahrscheinlich eine postpartale Depression (PPD) entwickeln. Übliche Symptome für eine PPD sind Müdigkeit, Reizbarkeit, Appetitlosigkeit und sogar Selbstmordgedanken. Faktoren wie Alter, Bildung und Familiengeschichte stehen in Zusammenhang mit der PPD.

Ein niedrigerer Progesteronspiegel ist eine der vielen Veränderungen, die dein Körper in den Wechseljahren erlebt. Dies führt zu Symptomen wie Hitzewallungen und nächtlichen Schweißausbrüchen. Es gibt Untersuchungen, die die Perimenopause, also die Zeit vor der Menopause, mit einem erhöhten Risiko für depressive Symptome in Verbindung bringen. Studien zeigen auch, dass der Abfall des Hormonspiegels von Östrogen und Progesteron zum Risiko einer Depression beiträgt. 

Bestimmte Erkrankungen wie PCOS (Polyzystisches Ovarialsyndrom), eine Erkrankung, bei der Frauen einen höheren als den normalen Spiegel an männlichen Hormonen haben, gehen ebenfalls mit niedrigen Progesteronspiegeln einher. Obwohl der Zusammenhang nicht vollständig geklärt ist, wurde PCOS mit Depressionen und Angstzuständen in Verbindung gebracht.

Progestin und deine psychische Gesundheit

Progestin ist ein synthetisches Hormon, das aus Progesteron hergestellt wird. Es wird hauptsächlich in Medikamenten zur Hormontherapie für Frauen in den Wechseljahren und in einigen Antibabypillen verwendet. Es gibt Studien, die die Verwendung von Progestin mit Depressionen und Angstzuständen in Verbindung bringen. Vor allem, wenn es in Verhütungspillen verwendet wird. 

Dies ist jedoch nicht bei allen Frauen der Fall. Während einige Frauen drastische Stimmungsschwankungen und eine Zunahme der Angstzustände erleben, gibt es auch Frauen, die keine dieser Nebenwirkungen erfahren. Wenn du reine Gestagenpillen einnimmst, wird empfohlen, dass du alle Veränderungen, ob gut oder schlecht, deiner psychischen Gesundheit zusammen mit deinem Arzt beobachten solltest. 

Es ist wichtig zu wissen, dass viele der Studien, die eine Hormontherapie mit psychischen Problemen in Verbindung bringen, spekulativ sind und hier noch viel mehr Forschung betrieben werden muss.

Solltest du unregelmäßige Perioden haben, an starkem PMS leiden oder frühe Fehlgeburten in der Vergangenheit erlebt haben, kann es sein, dass du an einem zu niedrigen Progesteronspiegel leidest. Das Wichtigste ist, deinen Progesteronspiegel zu kennen, nicht nur für die Gesundheit in der Schwangerschaft, sondern für dein allgemeines Wohlbefinden. Um dies zu tun, kannst du deinen Arzt für einen Bluttest aufsuchen oder einen einfachen Speicheltest mit dem inne Minilab machen.

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