Überraschende Körperveränderungen während der Schwangerschaft
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Überraschende Körperveränderungen während der Schwangerschaft

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Die Schwangerschaft ist eine Phase geistiger und körperlicher Veränderungen im Leben einer Frau. Obgleich sie allgemein als eine der schönsten Erfahrungen dargestellt wird, ist sie zudem eine Übergangsphase, in der einige Frauen Bedenken aufgrund von körperlichen Veränderungen haben, von denen üblicherweise nicht die Rede ist. 

Mitunter können sich einige dieser schwangerschaftsbedingten Veränderungen noch während der Wochenbettphase fortsetzen [1]. Diese körperlichen Veränderungen sind für jede Frau individuell und bringen vielfältige Erfahrungen mit sich. Beispielsweise erleben einige Frauen während der Schwangerschaft ein größeres Gefühl von Selbstvertrauen, Attraktivität und Weiblichkeit [2], während andere sich eher unzufrieden und unwohl fühlen. Diese Erfahrungen beschränken sich nicht nur auf emotionale Veränderungen, sondern umfassen auch die schnellen körperlichen Veränderungen des menschlichen Körpers [3]. 

Die Überwachung der körperlichen Veränderungen während der verschiedenen Phasen der Schwangerschaft und das Verständnis, dass sie ein natürlicher und vorübergehender Aspekt dieses Erlebnisses sind, sind eine wesentliche Voraussetzung einer gesunden Schwangerschaft.  

In diesem Artikel werden wir uns die Veränderungen ansehen, die der weibliche Körper während der Schwangerschaft durchmacht, einschließlich der häufigsten und eher seltenen Symptome. Besprechen wir also die vielfältigen Symptome (oder deren Abwesenheit), um zu verstehen, warum sie auftreten, in welcher Phase sie sich wahrscheinlicher bemerkbar machen und wie sie gegebenenfalls behandelt oder gelindert werden können. 

 

Häufige Veränderungen während der Schwangerschaft 

Beginnen wir mit den häufigsten Symptomen, die schwangere Frauen in den verschiedenen  Phasen der Schwangerschaft erleben: 

Erstes Trimester 

Während des ersten Trimesters sind schwangerschaftsbedingte körperliche Symptome sehr häufig. Schwangere Frauen weisen üblicherweise Übelkeit, Erbrechen, Rückenschmerzen, einen häufigen Harndrang und Brustempfindlichkeit auf [4, 5]. In der Tat leiden rund 80 % aller Frauen an Übelkeit, während Erbrechen bei etwa 40 % aller Schwangerschaften im ersten Trimester auftritt [4].

Zweites Trimester 

Die Symptome neigen dazu, mit Beginn des zweiten Trimesters nachzulassen. Der Körper passt sich jedoch nach wie vor an die Schwangerschaft an, und jeder Körper reagiert anders. Die häufigsten Symptome sind Blähungen, Müdigkeit und mitunter eine Zunahme des Appetits. Der häufige Harndrang bleibt ein übliches Symptom, da das Blutvolumens zunimmt und deine größer werdende Gebärmutter auf deine Harnblase drückt [5]. Dein Baby ist bereits größer, sodass es völlig normal ist, dass du dich schwerer fühlst und geschwollene Knöchel infolge von Wassereinlagerungen hast. Aufgrund der Dehnung der Haut treten in dieser Phase üblicherweise Schwangerschaftsstreifen auf. Schwangerschaftsbedingte Dehnungsstreifen gehören zu den häufigsten Hautveränderungen während der Schwangerschaft [6]. 

Des Weiteren kann die Pulsfrequenz ansteigen, da das Herz das Blut zur ausreichenden Sauerstoffversorgung des Babys häufiger pumpen muss, was dazu führen kann, dass du dich schwindelig und leicht benommen fühlst [7]. Mach dir keine Sorgen und versuche, dich ab und zu hinzulegen! 

Drittes Trimester 

Du hast es so gut wie geschafft! Einige der Symptome, die während des ersten und zweiten Trimesters aufgetreten sind, sind auch während dieser Phase weiterhin vorhanden, zum Beispiel häufiger Harndrang, Müdigkeit und Schwellungen. Andere Symptome, wie Übelkeit und Erbrechen, klingen in der Regel mit Beginn des dritten Trimesters ab, wobei einige Frauen sie bis zum Ende der Schwangerschaft erleben [8]. Zudem ist es üblich, im dritten Trimester an Schlaflosigkeit und Scheidenausfluss zu leiden [9].  

 

Weniger häufige Veränderungen während der Schwangerschaft 

Sehen wir uns nun die Veränderung an, die eher selten während der Schwangerschaft stattfinden: 

Haarveränderungen 

Einige Frauen weisen während der Schwangerschaft Veränderungen des Haarfollikelzyklus auf, einschließlich Veränderungen des Haarwachstums, der Haardicke usw. Dies ist durch einen signifikanten Anstieg der Spiegel verschiedener Hormone wie Progesteron und Östrogen bedingt, die das Haarwachstum beeinflussen. Überraschenderweise spielt zudem der Monat der Geburt eine wichtige Rolle hinsichtlich der Haarveränderungen. Dies liegt daran, dass die Haare in den wärmsten Monaten schneller wachsen, da wir natürlicherweise im Winter Haare verlieren. Wenn du also beispielsweise im August entbindest, werden deine Haare wahrscheinlich schneller nachwachsen, da kein natürlicher Haarverlust stattfindet [10]. 

Der Haarfollikelzyklus normalisiert sich üblicherweise ohne Behandlung wieder, da der Progesteron- und Östrogenspiegel nur zwei bis vier Tage nach der Geburt wieder normal sind. Mitunter dauert es jedoch länger, bis die Hormonspiegel sich wieder normalisiert haben [10]. Obwohl Haarveränderungen stressig und belastend sein können, besonders wenn andere körperliche Veränderungen stattfinden, sind sie ein normaler und vorübergehender Prozess während dieses bedeutenden Lebensereignisses. 

Hautveränderungen 

Einige Schwangere berichten zudem von Hautveränderungen. Diese Veränderungen können in der frühen Phase der Schwangerschaft auftreten. Die Hautveränderungen sind in der Regel durch hormonelle, metabolische und immunologische Veränderungen bedingt. Und ähnlich wie bei den Haarveränderungen sind Östrogen und Progesteron die hauptsächlich verantwortlichen Hormone, da sie die Produktion von Melanin im Körper stimulieren [11]. 

Die häufigste Hautveränderung ist eine Hyperpigmentierung oder Dunkelfärbung der Haut. Sie betrifft in der Regel Bereiche, die von Natur aus dunkler sind, wie die Brustwarzen und Areolen, der Hals, die Achselhöhlen, Oberschenkel, Genitalien usw. Die Hyperpigmentierung beginnt in der Regel im ersten Trimester der Schwangerschaft und neigt dazu, nach der Geburt zu verblassen [6]. Zu den weiteren Hautveränderungen im dritten Trimester gehören Krampfadern und Akne (seltener). All diese Veränderungen sind behandelbar, sollten jedoch von selbst weggehen [6]. Es ist allerdings wichtig, dass du einen Hautarzt/eine Hautärztin aufsuchst, um zu gewährleisten, dass gegebenenfalls angewandte Produkte sicher während der Schwangerschaft sind, und versuchst, während dieser Zeit geduldig zu bleiben. 

Vaginale Veränderungen 

Einige können Frauen weisen während der Schwangerschaft vaginale Veränderungen wie Schwellungen, Infektionen und Ausfluss auf. Diese sind oft mit Veränderungen der vaginalen Mikrobiota (der vielfältigen, in deiner Scheide lebenden Mikroorganismen) während des ersten Trimesters verbunden. Diese Veränderungen, die oft durch hormonelle Veränderungen und eine Zunahme der Aminosäurenkonzentrationen bedingt sind, spielen eine wichtige Rolle für die mütterliche und fötale Gesundheit. Forschungsstudien zeigen beispielsweise, dass eine geringe mikrobielle Vielfalt zu gesünderen Schwangerschaften führt, während durch pathogene Bakterien bedingte Infektionen oft mit Schwangerschaftskomplikationen verbunden sind, wobei die vaginale Mikrobiota üblicherweise gegen Ende der Schwangerschaft wieder ins Gleichgewicht kommt [12]. 

Veränderungen der Brüste und Kolostrum 

Während der Schwangerschaft und Stillzeit können etliche Veränderungen der Brüste auftreten. Die Brustgröße nimmt bei einigen Frauen während der Schwangerschaft zu, da sich das Brustgewebe ausdehnt, und die Brustwarzen und Areolen werden dunkler und empfindlicher. Ein übermäßiges Brustwachstum, das durch eine abnorme Reaktion auf die weiblichen Sexualhormone bedingt sein kann, ist jedoch eine eher ungewöhnliche Veränderung, die zu Infektionen und Schmerzen führen kann. Darüber hinaus ist das Austreten von Blut aus der Brustwarze eine seltene, jedoch im dritten Trimester mögliche Veränderung. Sie kann aufgrund der gesteigerten Durchblutung der Brüste auftreten und hört im Allgemeinen mit dem Beginn des Stillens auf [13]. 

Nach dem zweiten Trimester kann es zur Produktion des Kolostrums, auch als Erstmilch bezeichnet, kommen. Dies kann zu einem wiederkehrenden Austreten von Flüssigkeit führen, das zwar unangenehm, jedoch völlig natürlich ist [14]. 

Verdauungsprobleme 

Es ist allgemein bekannt, dass Übelkeit und Erbrechen übliche Symptome sind, die 50 bis 80 % aller Schwangeren betreffen. Es gibt jedoch weitere, weniger häufige schwangerschaftsbedingte Symptome des Magen-Darm-Trakts wie Sodbrennen und Verstopfung. Neuere Studien deuten darauf hin, dass Veränderungen der Darmmikrobiota (der vielfältigen, in deinem Darm lebenden mikrobiellen Gemeinschaften) eine wichtige Rolle bei Magen-Darm-Erkrankungen spielen. Daher schlagen Mediziner vor, dass Ernährungsumstellungen, wie der Verzicht auf Koffein und fetthaltige Lebensmittel und eine erhöhte Ballaststoff- und Wasseraufnahme, zu einer Verbesserung der schwangerschaftsbedingten Symptome beitragen können [15]. 

Angst und Depressionen 

Angstgefühle sind eine völlig natürliche Reaktion auf potenzielle Gefahren und ein grundlegender Aspekt des menschlichen Verhaltens. Sie können jedoch zu einem psychischen Problem werden, wenn sie den Alltag einer Person beeinflussen. Die Schwangerschaft ist eine transformierende und ereignisreiche Phase im Leben einer Frau. Daher besteht bei Schwangeren eher die Tendenz zu starken Angstzuständen und Depressionen [16], insbesondere im zweiten Trimester der Schwangerschaft [17]. Wenn die Angst und Depressionen bei einer Schwangeren zusammen auftreten, können sie zu einem hohen Kortisolspiegel im Körper der Mutter führen [18]. 

Dieses Thema hat in den letzten Jahren eine größere Beachtung gefunden, da Forschungsstudien zeigen, dass ein hoher Kortisolspiegel während der Schwangerschaft die kognitive und soziale Entwicklung des Kindes beeinflussen kann [18]. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass du einen Arzt/eine Ärztin aufsuchst, der/die dir die besten Behandlungen und Bewältigungsstrategien zur Verbesserung deines Wohlbefindens während und nach der Schwangerschaft empfehlen kann. 

Abwesenheit von Schwangerschaftssymptomen 

Einigen Frauen haben während der Schwangerschaft und insbesondere in der frühen Phase nur wenige oder gar keine Symptome. Während dies für einige eine gute Nachricht ist, ist es für andere ein Grund zur Sorge. Die Symptomlosigkeit ist ein wenig erforschtes Thema, wobei die vorhandenen Studien darauf hindeuten, dass sie weniger häufig als das Erleben wiederkehrender Symptome (von z. B. Übelkeit und Schwindel), jedoch bei einigen Frauen möglich ist.  

Es ist zudem wichtig zu berücksichtigen, dass einige Frauen dazu neigen, die häufigsten Symptome einer Schwangerschaft, wie morgendliche Übelkeit, geschwollene Brüste oder einen häufigeren Harndrang, zu erwarten und dabei die weniger häufig auftretenden Symptome wie Verstopfung, Haarausfall und mitunter sogar Rückenschmerzen und wiederkehrende Kopfschmerzen ausblenden [9]. Obwohl einige Schwangerschaften asymptomatisch verlaufen können, ist es wichtig, regelmäßige ärztliche Untersuchungen durchführen und die körperlichen Veränderungen während aller Schwangerschaftsphasen ärztlich überwachen zu lassen. 

 

Wann solltest du einen Arzt/eine Ärztin aufsuchen? 

Jeder Körper reagiert unterschiedlich auf eine Schwangerschaft. Es gibt weitere ungewöhnliche Symptome, die nicht in diesem Artikel aufgeführt sind, die für sich oder zusammen mit anderen Symptomen während der Schwangerschaft auftreten können. Unabhängig von der Art deiner Symptome (häufig oder selten) ist die möglichst frühzeitige Vereinbarung regelmäßiger Arzttermine eine wesentliche Voraussetzung einer gesunden Schwangerschaft. 

Es ist äußerst wichtig, dass du dich unverzüglich an deinen Arzt/deine Ärztin wendest, wenn du die folgenden körperlichen Symptome erlebst: Fieber, starke Schmerzen, ungewöhnlicher Scheidenausfluss, Symptome einer Harnwegsinfektion [19], anhaltendes Erbrechen und/oder Bluten, starke Kopfschmerzen, ein verschwommenes/verändertes Sehen, plötzliche Schwellungen der Hände, Füße oder des Gesichts, plötzliche Bauch- oder Unterleibsschmerzen [20], emotionale Symptome wie starke Angst oder Depressionen. Obwohl das Auftreten neuer Symptome ein ganz normaler Aspekt der Schwangerschaft sein kann, ist es stets richtig, sich ärztlich beraten zu lassen. Dein Arzt/deine Ärztin wird dafür sorgen, dass du gründlich untersucht und gegebenenfalls behandelt wirst, und kann dich durch die Beantwortung all deiner Fragen beruhigen.

 

 


References

 1. Clark A, Skouteris H, Wertheim EH, Paxton SJ, Milgron J. My baby body: A qualitative insight into body-related experiences and mood during pregnancy and the postpartum. Journal of Reproductive and Infant Psychology 27(4). 2009.

2. Bailey L. Gender shows: First-time mothers and embodied selves. Gender & Society 15, 110-129. 2001.

3. Hodgkinson EL, Smith DM, Wittkowski A. Women’s experiences of their pregnancy and postpartum body image: A systematic review and meta-synthesis. BMC Pregnancy and Childbirth 14(2014), 330. 2014.

4. Lutterodt MC, Kähler P, Kragstrup J, Nicolaisdottir DR, Siersma V, Ertmann RK. Examining to what extent pregnancy-related physical symptoms worry women in the first trimester of pregnancy: a cross-sectional study in general practice. BJGP Open. 3(4). 2019. https://doi.org/10.3399/bjgpopen19X101674 

5. browski S, Obrowski M, Starski K. Normal Pregnancy: A Clinical Review. Academic Journal of Pediatrics and Neonatology, 1(1). 2016. 

6. Tyler KH, Facog MD. Physiological skin changes during pregnancy. Clinical Obsetrics and Gynecology, 58(1), 119-124. 2015.

7. Soma-Pillay P, Nelson-Piercy C, Tolppanen H, Mebazaa A. Physiological changes in pregnancy. Cardiovasc J Afr., 27(2), 89-94. 2016. doi: 10.5830/CVJA-2016-021

8. Clark SM, Costantine MM, Hankins GF. Review of NVP and HG and early pharmacotherapeutic intervention. Obstet Gynecol Int. 2012:252676. 2012.

9. Nazik E, Eryilmaz G. Incidence of pregnancy-related discomforts and management approaches to relieve them among pregnant women. Journal of Clinical Nursing, 23, 1736-1750. 2013. doi: 10.1111/jocn.1232 

10. Gizlenti S, Ekmekci TR. The changes in the hair cycle during gestation and the post-partum period. Journal of the European Academy of Dermatology and Venereology 28(7), 878-881. 2013.

11. Bieber AK, Martires KJ, Driscoll MS, Grant-Kels JM, Pomeranz MK, Stein JA. Nevi and pregnancy. J Am Acad Dermatol 75, 661-666. 2016.

12. Marangoni A, Laghi L, Zagonari S, Patuelli G, Zhu C, Foschi C, Morselli S, Pedna MF, Sambri V. New insights into vaginal environment during pregnancy. Frontiers in Molecular Biosciences 8(656844). 2021. https://doi.org/10.3389/fmolb.2021.656844

13. Sabate JM, Clotet M, Torrubia S, Gomez A, Guerrero R, de las Heras P, Lerma E. Radiologic evaluation of breast disorders related to pregnancy and lactation. Radiographics. 27 Suppl 1:S101-24. 2007. doi: 10.1148/rg.27si075505.

14. Bryant J, Thistle J. Anatomy, Colostrum. [Updated 2021 Oct 30]. In: StatPearls [Internet]. Treasure Island (FL): StatPearls Publishing; 2022 Jan-. Available from: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK513256/

15. Vazquez JC. Constipation, haemorrhoids, and heartburn in pregnancy. BMJ Clinical Evidence 2010, 1411. 2010.

16. Deklava L, Lubina K, Circenis K, Sudraba V, Millere I. Causes of anxiety during pregnancy. Procedia – Social and Behavioural Sciences 205(2015), 623-626. 2015.

17. Silva MM, Alves D, Clapis MJ, Peres Rocha E. Anxiety in pregnancy: prevalence and associated factors. SciELO Brasil. 2017.

18. Evans, LM, Myers MM, Monk C. Pregnant women’s cortisol is elevated with anxiety and depression – but only when comorbid. Arch Womens Mens Health 11(3), 239-248. 2008.

19. Loh KY, Sivalingam N. Urinary tract infections in pregnancy. Malays Fam Physician, 2(2), 54-57. 2007.

20. Counselling for Maternal and Newborn Health Care: A Handbook for Building Skills. Geneva: World Health Organization; 2013. 8, Danger signs in pregnancy. Available from: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK304178/

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