„Ach, sie hat wohl ihre Periode.“ Eventuell hast du diesen Kommentar bereits von anderen gehört, wenn du (oder eine andere Frau) in einer Situation, in der du normalerweise gelassen bleiben würdest, launisch, wütend oder verärgert reagiert hast.
Verständlicherweise kann ein solcher Kommentar dazu führen, dass du dich schuldig oder schlechter fühlst als zuvor. Aber die Wahrheit ist, dass es durchaus wissenschaftliche Gründe dafür gibt, warum du dich in der Woche vor deiner Menstruation auf eine bestimmte Weise fühlst oder verhältst.
Falls die zur Zeit deiner Menstruation auftretenden körperlichen und emotionalen Veränderungen für dich ein Grund zur Sorge sind, wird dieser Artikel dir helfen. Hier ist unser umfassender Leitfaden zum Thema PMS und PMDS.
In diesem Leitfaden werden wir die verschiedenen PMS- und PMDS-Symptome besprechen und erklären, warum sie auftreten. Zudem werden wir die Unterschiede zwischen PMS und PMDS und deine Behandlungsmöglichkeiten besprechen und erläutern, wann du eine(n) Ärztin/Arzt konsultieren solltest.
Legen wir los!
Das prämenstruelle Syndrom oder PMS umfasst eine Gruppe körperlicher, emotionaler und verhaltensbedingter Symptome, die üblicherweise eine Woche vor dem Beginn der Menstruation auftreten. Bei einem lehrbuchmäßigen 28-tägigen Zyklus beginnen die Symptome in der Regel am 13. Tag, wobei dies von einer Frau zur anderen variieren kann [1].
Die prämenstruelle dysphorische Störung (PMDS) ist weniger bekannt als das PMS. Die PMS- und PMDS-Symptome können sich überschneiden, wobei die PMDS die schwerere Form des PMS ist [2].
Sowohl das PMS als auch die PMDS treten während der zweiten Hälfte deines Menstruationszyklus und vor dem Beginn der Regelblutung auf. Du wirst feststellen können, dass sie sich mit jedem Zyklus zu einer ähnlichen Zeit bemerkbar machen [2].
Falls du solche zyklischen emotionalen und körperlichen Veränderungen feststellst, bist du nicht allein. Daten zeigen, dass drei von vier Frauen im gebärfähigen Alter PMS-Symptome haben. Unterdessen leiden rund 3 bis 8 % aller gebärfähigen Frauen an der PMDS, die somit deutlich seltener ist [2].
Der erste Unterschied zwischen dem PMS und der PMDS ist also die Prävalenz dieser beiden Erkrankungen. Der zweite Unterschied betrifft den Schweregrad und die Auswirkungen der Symptome, die wir im Folgenden besprechen werden.
Da beide mit ähnlichen Symptomen einhergehen, können das PMS und die PMDS auf den ersten Blick identisch erscheinen. Bei näherer Betrachtung wird jedoch deutlich, dass sie zwar ähnliche Eigenschaften, jedoch etliche ziemlich markante Unterschiede aufweisen.
Die häufigen Symptome des PMS und der PMDS können in zwei Hauptkategorien unterteilt werden:
Affektive Symptome sind Symptome, die deine Stimmung und emotionalen Reaktionen betreffen. Zu den affektiven Symptomen des PMS und der PMDS gehören [2, 3]:
Die somatischen Symptome sind die deinen Körper betreffenden Symptome. Zu den somatischen Symptomen des PMS und der PMDS gehören [2, 3]:
Im Allgemeinen folgen diese Symptome einem sich wiederholenden Muster. Sie beginnen üblicherweise in der Woche vor der Menstruation und sollten innerhalb der ersten vier Tage nach Beginn der Regelblutung abklingen [3].
Erinnerst du dich, wie wir erwähnt haben, dass die PMDS die schwerere Form des PMS ist? Dies spiegelt sich in der Regel in der Anzahl und dem Schweregrad der Symptome wider.
Eine ärztliche Diagnose des PMS erfordert lediglich, dass du vor deiner Menstruation ein somatisches und ein affektives Symptom aufweist. Frauen, bei denen eine PMDS diagnostiziert wurde, berichten dahingegen von fünf oder mehr in der Woche vor ihrer Menstruation auftretenden Symptomen [3].
Der Schweregrad und die Auswirkungen der Symptome können sich ebenfalls u. a. wie folgt unterscheiden [3]:
Die Symptome des PMS und der PMDS können sich auf deine Lebensqualität auswirken. Das PMS stellt jedoch häufig nur ein geringfügiges Problem für die betroffenen Frauen dar, während die PMDS deinen Alltag erheblich beeinträchtigen kann [2, 3].
Die PMS- und PMDS-Symptome können sich mit der Zeit ändern, ihre Veränderung sieht jedoch von Frau zu Frau anders aus. Die Symptome können sich mit den Jahren verbessern, verschlimmern oder stagnieren.
So hat eine Studie festgestellt, dass nur 36 % aller Frauen, bei denen das PMS diagnostiziert wurde, ein Jahr später noch klinisch signifikante Symptome aufwiesen [3].
Eine weitere Studie mit über 7000 Frauen kam zu dem Schluss, dass sich die PMS-Symptome mit dem Alter entweder verbessern oder verschlechtern können. Einige Frauen hatten die gravierendsten Symptome mit etwa 35 Jahren und andere etwa im Alter von 40 bis 44 Jahren [4].
Aus diesem Grund ist es schwierig vorherzusagen, wie sich deine Symptome im Laufe der Jahre verändern werden. Sie können ab einem bestimmten Alter besser werden, sich verschlechtern oder abklingen.
Bis heute sind sich die Wissenschaftler noch nicht zu 100 % sicher, warum einige Frauen an PMS oder PMDS erkranken und andere nicht. Zudem sind die diesen beiden Erkrankungen zugrundeliegenden Mechanismen noch nicht vollständig bekannt.
Dennoch haben einige Studien gezeigt, dass hormonelle Schwankungen schuld sind. Die Östrogen- und Progesteronspiegel schwanken während deines Zyklus, und die Forschung deutet darauf hin, dass diese zyklischen Veränderungen der Auslöser für deine Symptome sind [3].
Die Forschung legt zudem nahe, dass am PMS oder der PMDS leidende Frauen tendenziell empfindlicher auf diese Veränderungen ihrer Hormonspiegel reagieren [3].
Die Behandlung des PMS und der PMDS konzentriert sich auf die Linderung der körperlichen und emotionalen Symptome. Dein(e) Arzt/Ärztin wird eventuell die folgenden Behandlungsmöglichkeiten empfehlen:
Antidepressiva werden zur Behandlung des PMDS und möglicher schwerer emotionaler Symptome des PMS angewendet. Die am häufigsten verschriebenen Antidepressiva sind die selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) [2].
Die SSRI verändern die Konzentration von chemischen Botenstoffen (Neurotransmittern) im Gehirn und bewirken so eine Verbesserung der Stimmung und der Symptome einer Angststörung oder Depression [3].
Um ihre Wirkung zu beurteilen, müssen die SSRI in der Regel über mindestens zwei Menstruationszyklen hinweg eingenommen werden. Etwa 60 bis 75 % aller Frauen werden von der Anwendung eines SSRI profitieren, und falls du zu den anderen 25 bis 40 % gehörst, kann dein(e) Arzt/Ärztin dir ein anderes Antidepressivum empfehlen [2].
Eventuell wird dein(e) Arzt/Ärztin dir zur Anwendung eines Verhütungsmittels raten. Einige Studien haben gezeigt, dass Antibabypillen für die Behandlung der körperlichen und emotionalen PMS- und PMDS-Symptome von Vorteil sein können. Üblicherweise wirst du diese Medikamente täglich ohne Unterbrechung einnehmen und so keine Menstruation bekommen [2].
Alternativ kann dein(e) Arzt/Ärztin eine Behandlung mit Gonadotropin-Releasing-Hormon-(GnRH)-Agonisten empfehlen. Diese halten die Eierstöcke vorübergehend von ihrer Östrogen- und Progesteronproduktion ab. Das bedeutet, dass du eine vorübergehende Menopause durchmachst, durch die deine Symptome abklingen können. Obwohl diese Wirkstoffe äußerst erfolgreich sind, können sie ziemlich teuer sein und im Laufe der Zeit zu einem Knochenverlust und anderen Nebenwirkungen führen. Daher sind sie für die längerfristige Anwendung in der Regel weniger geeignet [2, 3].
Diese Therapieformen werden mitunter empfohlen, wenn die Symptome nicht schwerwiegend sind. Wenn du an einer PMDS leidest, kann dein(e) Arzt/Ärztin sie zudem zusätzlich zu Medikamenten als Begleitbehandlung empfehlen. Diese Behandlungsmöglichkeiten sind bei einigen Frauen wirksam, und ein großer Pluspunkt ist ihr geringes Risiko von Nebenwirkungen [2].
Zu den medikamentenfreien Behandlungsoptionen gehören [2, 3]:
Ein Arztbesuch ist angeraten, wenn deine Symptome deinen Alltag, deine Beziehungen oder deine beruflichen Verpflichtungen beeinträchtigen. Wenn du ständig ängstlich oder depressiv bist oder mit Selbstmordgedanken zu kämpfen hast, solltest du eine(n) Ärztin/Arzt deines Vertrauens aufsuchen und ihr/ihm von deinen Erfahrungen und Problemen berichten.
Dein(e) Arzt/Ärztin wird dir wahrscheinlich Fragen zu deinen Symptomen und deinem Lebensstil stellen. Und mitunter wird er/sie zudem empfehlen, dass du deine Symptome für eine Diagnosestellung über zwei oder mehr Zyklen hinweg verfolgst [2]. Auf diese Weise kann dein(e) Arzt/Ärztin die PMS- und PMDS-Symptome von anderen Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen wie einer Depression und Angststörung differenzieren.
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1. Abu Alwafa, R., Badrasawi, M., & Haj Hamad, R. (2021). Prevalence of premenstrual syndrome and its association with psychosocial and lifestyle variables: a cross-sectional study from Palestine. BMC women's health, 21(1), 233. https://doi.org/10.1186/s12905-021-01374-6
2. Casper, R. F. (2021, January 24). Patient education: Premenstrual syndrome (PMS) and premenstrual dysphoric disorder (PMDD) (Beyond the Basics). UpToDate. Retrieved August 15, 2022, from https://www.uptodate.com/contents/premenstrual-syndrome-pms-and-premenstrual-dysphoric-disorder-pmdd-beyond-the-basics
3. Hofmeister, S., & Bodden, S. (2016). Premenstrual Syndrome and Premenstrual Dysphoric Disorder. American family physician, 94(3), 236–240.
4. Dennerstein, L., Lehert, P., & Heinemann, K. (2011). Global epidemiological study of variation of premenstrual symptoms with age and sociodemographic factors. Menopause international, 17(3), 96–101. https://doi.org/10.1258/mi.2011.011028