Starke Regelblutungen: das, was du bislang als normal betrachtet hast?
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Starke Regelblutungen: das, was du bislang als normal betrachtet hast?

Jasmine Chiam Jasmine Chiam

Es ist kaum eine Stunde vergangen, doch du eilst los, um deine vollgesogene Binde zu wechseln. Du hast seit jeher starke Regelblutungen, fragst dich jedoch unweigerlich, ob dein Zustand normal ist.

Starke Regelblutungen sind ein häufiges Phänomen, von dem rund 10 bis 35 % aller menstruierenden Frauen im fortpflanzungsfähigen Alter berichten [1]. Aufgrund dieser hohen Prävalenz gelten starke Regelblutungen oftmals als ein unvermeidlicher Aspekt des Frauseins – selbst wenn dieses Problem erhebliche Beschwerden und Unannehmlichkeiten verursacht.

Um dir zu helfen, deine Sorgen besser zu verstehen, haben wir einen Leitfaden mit Fragen zusammengestellt, die du möglicherweise hinsichtlich deiner Menstruationsblutungen hast.

In diesem Artikel werden wir besprechen, was als eine starke Regelblutung gilt, welche möglichen Ursachen diese starken Regelblutungen haben und wann du ärztlichen Rat einholen solltest.

Was ist die Menstruation, und was ist normal?

Die Menstruation – auch Periode, Regel oder Monatsblutung genannt – ist die vaginale Blutung, die auftritt, wenn du während deines monatlichen Zyklus nicht schwanger geworden bist. Während der Regelblutung stößt die Gebärmutter (der Mutterleib) ihre innere Auskleidung (Schleimhaut) ab, die zusammen mit Blut durch die Scheide ausgeschieden wird [2].

Die Menstruation dauert üblicherweise 3 bis 5 Tage, wobei eine zwischen 1 bis 8 Tage lange Regelblutung als normal gilt. Im Durchschnitt verliert eine Frau während der Menstruation etwa 30 ml Blut, was etwa 2 bis 3 Esslöffeln pro Zyklus entspricht [3].

Die durchschnittliche Dauer eines 'Lehrbuch-Zyklus' beträgt etwa 28 Tage. Da der Zyklus jeder Frau jedoch einzigartig ist, kann diese Dauer stark variieren [3]. Tatsächlich haben Untersuchungen ergeben, dass nur etwa 16 % aller Frauen einen standardmäßigen 28-Tage-Zyklus haben [4].

Daraus wird ersichtlich, dass die Dauer und Stärke der Blutung sowie der Zeitpunkt der Menstruation von Frau zu Frau sehr unterschiedlich sein können.

Was versteht man unter einer starken Regelblutung?

Eine starke Regelblutung ist eine Regelblutung, bei der du aufgrund einer starken oder länger anhaltenden Blutung eine übermäßige Menge Blut verlierst [5].

Eine starke Regelblutung wurde als ein Verlust von mehr als 80 ml Blut während eines Menstruationszyklus definiert. Diese Definition wurde jedoch angepasst, um integrativer und ganzheitlicher zu sein [5].

Derzeit wird eine starke Regelblutung definiert als ein übermäßiger Blutverlust während einer Menstruationsperiode, der die Lebensqualität der betroffenen Person auf folgende Weise beeinträchtigt [5]:

  • körperlich,
  • emotional,
  • sozial,
  • finanziell.

Der Grenzwert von 80 ml wird weiterhin durch medizinisches Fachpersonal und Wissenschaftler zur Definition von starken Blutungen im klinischen Umfeld sowie in Studien und Forschungsarbeiten verwendet [6].

Ein weiterer Indikator für eine starke Regelblutung ist die Dauer der Blutung. Einige Untersuchungen deuten darauf hin, dass Regelblutungen, die länger als 7 Tage anhalten, als stark gelten können [5].

Möglicherweise wirst du zudem die folgenden körperlichen, auf dieses Problem hinweisenden Anzeichen und Symptome feststellen [6]:

  • starke Regelblutungen mit Gerinnseln mit einem Durchmesser von mehr als 2,5 cm,
  • häufiger als stündliches Auswechseln von Binden oder Tampons,
  • Symptome einer Anämie, wie Müdigkeit, Schwäche, Schwindel oder Kurzatmigkeit.

Wie kannst du die Menge des Blutverlusts messen?

Indem du deinen menstruellen Blutverlust im Auge behältst, kannst du mögliche bedenkliche Veränderungen oder Anomalien schnell erkennen. 

Im Folgenden erklären wir, wie du deinen menstruellen Blutverlust jeden Monat einschätzen kannst.

Produkt

Schätzung

Binden

Eine vollständig vollgesogene Damenbinde enthält etwa 5 ml Blut. Eine ultrasaugfähige Binde (für die nächtliche Anwendung) kann dagegen bis zu 15 ml Blut aufnehmen [7].

Tampons

Ein vollständig getränkter Tampon enthält etwa 4 ml Blut. Ein saugfähigerer Tampon (z. B. mit „Super“ gekennzeichnet) kann 8 ml Blut aufnehmen. Ein ultrasaugfähiger Tampon (z. B. mit „Super Plus“ gekennzeichnet) kann 12 ml Blut aufnehmen [7].

Menstruationstassen

Menstruationstassen können je nach Marke und Größe problemlos etwa 10 bis 38 ml Blut aufnehmen [8]. Viele Menstruationstassen sind mit Volumenmarkierungen versehen, die die Menge des Blutverlusts anzeigen.


Ursachen starker Menstruationsblutungen

Starke Regelblutungen können aus verschiedenen Gründen auftreten, einschließlich der folgenden:

Eine Anomalie der Gebärmutter

Das Vorhandensein von Myomen (gutartigen Wucherungen) in der Gebärmutter kann zu abnormen Blutungsmustern führen. Eine weitere Erkrankung, die mit schweren Regelblutungen einhergeht, ist die Adenomyose, bei der das Gewebe der Gebärmutterschleimhaut in die Muskelwand der Gebärmutter wächst [6].

Gebärmutterpolypen, auch als Endometriumpolypen bezeichnet, können ebenso zu schweren Regelblutungen führen. Polypen sind Strukturen, die entstehen, wenn die Zellen der Gebärmutterschleimhaut übermäßig wachsen [6].

Gebärmutterkrebs kann ein weiterer Grund für starke Regelblutungen sein. Diese Krebsart tritt jedoch häufiger bei Frauen ab 45 Jahren oder bei eine Östrogen-Monotherapie erhaltenden Frauen auf [6].

Ovulationsstörungen

Ohne die Ovulation (den Eisprung) kann die Gebärmutterschleimhaut nicht regelmäßig abgestoßen werden und sich somit mit der Zeit verdicken. Wenn es schließlich zu einem Eisprung kommt, führt die Ausscheidung dieser dicken Schleimhaut zu einer starken Menstruationsblutung [6].

Ovulationsstörungen sind in der Regel mit einem hormonellen Ungleichgewicht verbunden. Sie können durch verschiedene Krankheiten wie Schilddrüsenerkrankungen und das polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS) bedingt sein [6].

Blutgerinnungsstörungen

Bestimmte Medikamente können die Blutgerinnung beeinträchtigen.

Antikoagulanzien und Thrombozytenaggregationshemmer sind gängige Medikamente, die zur Vorbeugung von Herzinfarkten, Schlaganfällen und anderen lebensbedrohlichen Erkrankungen verschrieben werden [6].

Da diese Medikamente die Bildung von Blutgerinnseln in deinem Körper stören, wirst du möglicherweise zu stärkeren Regelblutungen neigen [6].

Sprich mit deinem Arzt/deiner Ärztin, falls du diese Nebenwirkung hast.

Können Verhütungsmittel zu starken Regelblutungen führen?

Es gibt verschiedene Arten von Verhütungsmethoden. Und je nach Art der angewendeten Methode kannst du Veränderungen deiner Blutungsmuster wie Amenorrhoe (Ausbleiben der Menstruation), Schmierblutungen, leichtere Regelblutungen, unregelmäßige Regelblutungen oder stärkere und länger andauernde Regelblutungen bemerken [9].

Stärkere und länger andauernde Regelblutungen können eine Nebenwirkung der folgenden Verhütungsmethoden sein [9]:

  • Kupferspirale (kupferhaltiges Intrauterinpessar): Stärkere oder länger anhaltende Blutungen sind eine häufige Nebenwirkung in den ersten 3 bis 6 Anwendungsmonaten.
  • Verhütungsimplantate: Ein Implantat kann während der 3 Anwendungsjahre (die Implantate müssen etwa alle 3 Jahre ausgetauscht werden) längere oder häufigere Blutungen verursachen.
  • Hormonspritzen: Stärkere oder länger anhaltende Blutungen gehören zu den weniger häufigen Nebenwirkungen, können jedoch dennoch auftreten.

Auswirkungen starker Regelblutungen

Starke Regelblutungen können körperliche, emotionale und soziale Auswirkungen haben.

Zum einen können ständig starke Regelblutungen eine Eisenmangelanämie verursachen, eine Erkrankung, bei der der Körper nicht über die für eine adäquate Sauerstoffversorgung der Gewebe ausreichende Anzahl an roten Blutkörperchen verfügt. Dies kann zu Müdigkeit und Schwäche führen [5].

Darüber hinaus kann es für Frauen mit starken Menstruationsblutungen schwieriger sein, körperlich aktiv zu sein, an gesellschaftlichen Aktivitäten teilzunehmen und Freizeitaktivitäten auszuüben, als für Frauen mit normalen Perioden [5].

Verständlicherweise kann der Umgang mit starken Regelblutungen zu emotionalem Stress und Sorgen führen. Falls du dir Gedanken darüber machst, wie viel Blut du mit jedem Zyklus verlierst, solltest du deine Bedenken mit einem Arzt/einer Ärztin deines Vertrauens besprechen.

Möglichkeiten zur Bewältigung starker Regelblutungen

Für einen besseren Umgang mit starken Regelblutungen kannst du die folgenden Lebensstiländerungen vornehmen:

  • Verwende Menstruationstassen, da diese mehr Blut aufnehmen können.
  • Entscheide dich für Periodenunterwäsche, insbesondere während des nächtlichen Schlafs (sie kann eine große Menge Blut aufnehmen).
  • Leg Erholungspausen ein, und versorge deinen Körper ausreichend mit Flüssigkeit.

Zudem wird dein(e) Arzt/Ärztin möglicherweise eine medizinische Behandlung deiner starken Regelblutungen empfehlen. Die für deinen Fall am besten geeignete Behandlungsoption wird von einigen Faktoren abhängen, wie z. B. [10]:

  • deinem Alter und deinen Prioritäten,
  • der wahrscheinlichen Ursache deiner starken Regelblutungen,
  • einem eventuell vorhandener Kinderwunsch – ob bald oder in Zukunft.

Medikamente für starke Regelblutungen

Dein(e) Arzt/Ärztin kann dir z. B. die folgenden Medikamente zur Reduzierung und Kontrolle der Blutungen verschreiben [10]:

  • Kombinierte orale Kontrazeptiva (KOK), die Östrogen und Progestin enthalten: Diese sind in Form von Tabletten, Scheidenringen und Hormonpflastern erhältlich. 
  • Verhütungsmittel, die nur Progestin enthalten: Dabei kann es sich um Tabletten, Implantate oder Spritzen handeln.
  • Antifibrinolytika wie Tranexamsäure: Sie unterstützen das Blutgerinnungssystem deines Körpers und reduzieren somit die Blutungen.
  • Nichtsteroidale Antiphlogistika (NSAIDs) wie Ibuprofen: Diese Medikamente helfen, die Blutungen zu verringern, und können gleichzeitig die menstruationsbedingten Krämpfe lindern.

Chirurgische Behandlung starker Regelblutungen

Eine Operation kann empfehlenswert sein, wenn bestimmte Wucherungen, wie z. B. Gebärmuttermyome, die wahrscheinliche Ursache der starken Regelblutungen sind. Dein(e) Arzt/Ärztin wird dir möglicherweise eines der folgenden Verfahren empfehlen [10]: 

  • Endometriumablation: Dieser Eingriff zerstört den Großteil der Gebärmutterschleimhaut (Endometrium). Dadurch können die Blutungen signifikant reduziert oder sogar ganz gestoppt werden.
  • Embolisation der Gebärmutterarterie: Bei diesem Verfahren wird die Blutversorgung von Gebärmuttermyomen unterbrochen. Dadurch können die Myome beseitigt und die durch die Myome bedingten starken Blutungen behoben werden.
  • Hysterektomie: Bei diesem größeren chirurgischen Eingriff wird die Gebärmutter entfernt, wodurch eine dauerhafte Heilung der starken Regelblutungen erzielt wird.

Wann solltest du dich aufgrund starker Regelblutungen an eine(n) Ärztin/Arzt wenden?

Wenn deine Perioden deine Lebensqualität erheblich beeinträchtigen, ist ein Arztbesuch ratsam. Beispielsweise mögen deine Regelblutungen so stark sein, dass sie dich von körperlichen oder gesellschaftlichen Aktivitäten abhalten oder bewirken, dass du dich müde oder schwach fühlst.

Und eventuell leidest du zudem an weiteren Symptomen wie schmerzhaften Krämpfen oder unregelmäßigen Perioden. In diesem Fall ist es ratsam, eine(n) Ärztin/Arzt zu konsultieren.

Indem du den Überblick darüber behältst, was für deinen Menstruationszyklus und deine Regelblutungen als normal gilt, kannst du Veränderungen schnell erkennen und bei Bedarf ärztlichen Rat einholen. Und hier kann das Minilab dir helfen.

Das Minilab ist ein Gerät, mit dem du deine Hormone und deinen Menstruationszyklus bequem zu Hause durch einfache und schmerzlose Speicheltests verfolgen kannst. Deine Daten werden durch die inne-App ausgewertet und aufgezeichnet, wobei du mit der App außerdem deine Symptome im Verlauf jedes Zyklus festhalten kannst.

Das Minilab ermöglicht dir, die Muster deines Menstruationszyklus besser zu verstehen und Zyklusanomalien schnell zu erkennen. Die Zyklusverfolgung mit dem Minilab ist eine einfache und dennoch ausführliche Methode, mit der du deine hormonelle und menstruelle Gesundheit selbst in die Hand nehmen kannst! 



Referenzen

  1. Magnay, J. L., O’Brien, S., Gerlinger, C., & Seitz, C. (2020). Pictorial methods to assess heavy menstrual bleeding in research and clinical practice: a systematic literature review. BMC Women’s Health, 20(1). https://doi.org/10.1186/s12905-020-0887-y
  2. Menstruation. (n.d.). Period | MedlinePlus. https://medlineplus.gov/menstruation.html
  3. Thiyagarajan DK, Basit H, Jeanmonod R. Physiology, Menstrual Cycle. [Updated 2021 Oct 30]. In: StatPearls [Internet]. Treasure Island (FL): StatPearls Publishing; 2022 Jan-. Available from: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK500020/
  4. Grieger, J. A., & Norman, R. J. (2020). Menstrual Cycle Length and Patterns in a Global Cohort of Women Using a Mobile Phone App: Retrospective Cohort Study. Journal of medical Internet research, 22(6), e17109. https://doi.org/10.2196/17109
  5. Kocaoz, S., Cirpan, R., & Degirmencioglu, A. Z. (2019). The prevalence and impact of heavy menstrual bleeding on anemia, fatigue and quality of life in women of reproductive age. Pakistan journal of medical sciences, 35(2), 365–370. https://doi.org/10.12669/pjms.35.2.644
  6. James A. H. (2016). Heavy menstrual bleeding: work-up and management. Hematology. American Society of Hematology. Education Program, 2016(1), 236–242. https://doi.org/10.1182/asheducation-2016.1.236
  7. Quinn, S. D., & Higham, J. (2016). Outcome measures for heavy menstrual bleeding. Women's health (London, England), 12(1), 21–26. https://doi.org/10.2217/whe.15.85
  8. Van Eijk, A. M., Zulaika, G., Lenchner, M., Mason, L., Sivakami, M., Nyothach, E., Unger, H., Laserson, K., & Phillips-Howard, P. A. (2019). Menstrual cup use, leakage, acceptability, safety, and availability: a systematic review and meta-analysis. The Lancet Public Health, 4(8), e376–e393. https://doi.org/10.1016/s2468-2667(19)30111-2
  9. Villavicencio, J., & Allen, R. H. (2016). Unscheduled bleeding and contraceptive choice: increasing satisfaction and continuation rates. Open access journal of contraception, 7, 43–52. https://doi.org/10.2147/OAJC.S85565
  10. Kaunitz, A. M. (2022, November 28). Patient education: Heavy or prolonged menstrual bleeding (menorrhagia) (Beyond the Basics). UpToDate. https://www.uptodate.com/contents/heavy-or-prolonged-menstrual-bleeding-menorrhagia-beyond-the-basics/print

 

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