Was ist ein anormaler Scheidenausfluss?
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Was ist ein anormaler Scheidenausfluss?

Dama Awadallah Dama Awadallah

Wir alle kennen das Gefühl bei dem Anblick des Ausflusses in unserer Unterhose und der Frage: „Ist das normal oder sollte ich mich ärztlich untersuchen lassen?“

Zunächst wollen wir klarstellen, dass dieser Ausfluss in den meisten Fällen völlig normal ist. Der Scheidenausfluss wird durch den Gebärmutterhals produziert und ist notwendig, um Bakterien und tote Zellen wegzuspülen und die Scheide sauber und frei von Infektionen zu halten.

Hier sind die wichtigsten Unterschiede zwischen einem normalen und anormalen Scheidenausfluss:


Normaler Ausfluss:

Ein normaler Ausfluss kann anhand bestimmter Merkmale festgestellt werden [1]:

  • Farbe: Klar oder milchig weiß.
  • Geruch: Er sollte keinen auffälligen Geruch haben
  • Konsistenz: Nicht an der Scheidenwand anhaftend, eiweißartige Konsistenz während des Eisprungs, dünn oder fadenförmig.
  • Zeitliche Veränderungen: Verändert sich mit dem Eisprung, dem Erregungszustand, den Wechseljahren, oralen Kontrazeptiva und einer Schwangerschaft.
  • Symptome: Kein Juckreiz, keine Rötung oder Schwellung der Scheide oder der Scheidenwände.

Anormaler Ausfluss:

Ein anormaler Ausfluss zeichnet sich durch bestimmte Besonderheiten aus, anhand derer du ihn von einem normalen Ausfluss unterscheidest kannst [1]:

  • Farbe: Weiß, grau, grünlich-gelb, gelb oder braun (wenn mit Blut vermischt), rot (wenn nicht menstruierend).
  • Geruch: Fischartiger, starker oder übelriechender Ausfluss. 
  • Konsistenz: Schleimig, dick, schaumig oder käsig (bei Hefeinfektionen sieht er wie Hüttenkäse aus). Er kann übermäßig oder stärker als üblich sein.
  • Zeitliche Veränderungen: Infektionen treten am wahrscheinlichsten unmittelbar vor und während der Menstruation auf, sind jedoch jederzeit möglich. Blutungen außerhalb der Menstruation sind nicht normal.
  • Symptome: Brennen beim Wasserlassen, Juckreiz, Rötung oder Schwellung.

Wodurch kommt es zu einem anormalen Ausfluss?

Die wichtigsten Ursachen für einen anormalen Ausfluss sind eine Infektion oder eine bakterielle Dysbiose (Störung des bakteriellen Gleichgewichts) der Scheide oder des Gebärmutterhalses. In seltenen Fällen kann der anormale Ausfluss ein Anzeichen von Gebärmutterhalskrebs, einer sexuell übertragbaren Infektion oder anderen schwerwiegenden Erkrankung sein [3].

Du kannst anhand einer Vielzahl von Faktoren feststellen, ob dein Ausfluss normal ist oder nicht. Wenn du dir jedoch nicht sicher bist, solltest du deine Symptome am besten mit einem/einer Arzt/Ärztin besprechen.

Sehen wir uns nun einige der häufigsten Ursachen näher an:

  • Bakterielle Vaginose (BV): Die durch eine bakterielle Dysbiose verursachte BV ist der häufigste Grund für einen anormalen Ausfluss. Sie geht üblicherweise mit einem fischartigen Geruch und einem dünnflüssigen, grauen oder weißen Ausfluss einher [1]. Sie wird mit Antibiotika behandelt.
  • Hefeinfektionen: Durch die Hefe Candida albicans verursachte Infektionen sind ebenso relativ häufig. Der Ausfluss ist weiß, erinnert an Hüttenkäse und haftet an der Scheidenwand an [9]. Diese Infektion kann mit rezeptfreien Medikamenten behandelt werden. Dennoch solltest du sie ärztlich diagnostizieren lassen.
  • Trichomoniasis: Hierbei handelt es sich um eine sexuell übertragbare Infektion, die durch einen Parasiten namens Trichomonas vaginalis verursacht wird. Der Ausfluss kann grün, gelb oder grau sein, einen fauligen Geruch haben und blasig oder schaumig aussehen. Zum Glück kann diese Infektion mit Antibiotika behandelt werden [6].
  • Chlamydien: Die durch ein Bakterium namens Chlamydia trachomatis verursachte Chlamydiose ist die häufigste sexuell übertragbare Infektion. Der Ausfluss kann einen starken Geruch und eine trübe, graue oder gelbe Farbe aufweisen [2].
  • Gonorrhoe: Bei der auch als Tripper bezeichneten Gonorrhoe handelt es sich um eine sexuell übertragbare Infektion, die durch ein Bakterium namens Neisseria gonorrhoeae verursacht wird. Der Ausfluss kann weiß oder gelb sowie dünner oder cremiger als üblich sein. Zur Behandlung werden Antibiotika eingesetzt [3].
  • Herpes: Herpes wird durch das Herpes simplex-Virus verursacht. Der Ausfluss kann einen stinkenden Geruch haben und mit Wunden oder Bläschen einhergehen [10].
  • Nicht infektiöse Ursachen: Zu den weiteren Ursachen eines ungewöhnlichen Ausflusses gehören die vaginale Atrophie, Fremdkörper, bestimmte Krebsarten sowie eine Kontaktdermatitis oder Reizung. Eine Spirale oder ein Intrauterinpessar kann ebenso ursächlich für einen anormalen Scheidenausfluss sein [1].

Risikofaktoren und Prävention

Der wichtigste zu berücksichtigende Faktor ist die Hygiene. Tampons sollten regelmäßig gewechselt werden, und ebenso sollten Diaphragmen nicht zu lange in der Scheide verbleiben. Trotz aller Bedeutung der Hygiene ist es genauso wichtig, es nicht zu übertreiben. Scheidenspülungen sind ein erheblicher Risikofaktor für bestimmte Infektionen und bakterielle Dysbiosen und sollten deshalb vermieden werden. Parfümiertes Toilettenpapier und duftende Deodorants können ebenso problematisch sein und zu einem anormalen Ausfluss führen [1].

Die beste Methode der Intimhygiene besteht darin, den Schambereich vorsichtig mit Wasser oder einer milden Seife zu waschen und dann gründlich mit einem sauberen Handtuch abzutrocknen. Zudem kann es hilfreich sein, die Scheide nach dem Toilettengang von vorne nach hinten abzuwischen, um eine Kontamination durch im Stuhl vorhandene Bakterien zu verhindern. Außerdem kannst du durch das Tragen von lockerer Unterwäsche und Kleidung sowie durch das Trockenhalten des Schambereichs dazu beitragen, ein Bakterienwachstum zu verhindern [11].

Zudem ist es erwähnenswert, dass du unmittelbar vor und während der Menstruation anfälliger für Infektionen bist. Der Grund hierfür ist, dass der pH-Wert sich im Verlauf des Zyklus ändert und durch den starken Menstruationsblutfluss ansteigt und alkalischer wird, wodurch die Scheide zu einem einladenden Lebensraum für die Vermehrung unerwünschter Bakterien wird [4]. Schwangerschaften, Diabetes, Antibabypillen und andere Medikamente können dich anfälliger für Infektionen machen [1]. Wenn du Medikamente einnimmst oder einer der anderen prädisponierenden Faktoren auf dich zutrifft, solltest du mit deinem/deiner Arzt/Ärztin darüber sprechen, wie du Infektionen vermeiden kannst.

Andererseits ist bei postmenopausalen Frauen die Wahrscheinlichkeit nicht infektiöser Ursachen aufgrund einer durch die Abnahme der Östrogenproduktion bedingten Ausdünnung der Scheidenschleimhaut höher [5].

 

Was kannst du tun?

Wenn du dir hinsichtlich deines Scheidenausflusses nicht sicher bist, ist es ratsam, ihn ärztlich untersuchen zu lassen. Da bestimmte Infektionen zu Komplikationen führen können, ist es wichtig, dass sie so bald wie möglich behandelt werden.

Denke daran, dass es nicht nur dir so geht, falls dir der Arztbesuch peinlich ist! Hefeinfektionen und bakterielle Vaginosen sind sehr häufig. Wenn du vermutest, dass du eine sexuell übertragbare Infektion hast, solltest du deine(n) Sexualpartner/-in zur Prävention einer Übertragung darüber informieren.

Falls du schwanger werden oder einfach nur deinen Zyklus genauer überwachen möchtest, kannst du ein Hormonmessgerät wie das inne Minilab ausprobieren. Dieses Gerät verfolgt deinen Eisprung anhand von Speichelproben, sodass du nicht ausschließlich auf deinen Scheidenausfluss und deine Körpertemperatur angewiesen bist.

Fazit

Der Scheidenausfluss dient der Ausscheidung toter Zellen und Bakterien und sorgt somit dafür, dass die Scheide sauber und gesund bleibt. Wenn du an unangenehmen Symptomen leidest oder ungewöhnliche Veränderungen der Farbe, Konsistenz oder des Geruchs deines Ausflusses feststellst, solltest du dich für eine weitere Untersuchung an eine(n) Ärztin/Arzt wenden. Denke daran, dass Infektionen zwar häufig, zum Glück jedoch mit der richtigen Behandlung beherrschbar sind!



References:

  1. Bishop GB. Vaginal Discharge. In: Walker HK, Hall WD, Hurst JW, editors. Clinical Methods: The History, Physical, and Laboratory Examinations. 3rd edition. Boston: Butterworths; 1990. Chapter 172. Available from: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK281/
  2. Chlamydia. (2021, November 1). Cleveland Clinic https://my.clevelandclinic.org/health/diseases/4023-chlamydia (Accessed 1/23/23)
  3. Gonorrhea. (2022, September 2). Cleveland Clinic. https://my.clevelandclinic.org/health/diseases/4217-gonorrhea  (Accessed 1/23/23)
  4. Lin, Y.-P., Chen, W.-C., Cheng, C.-M., & Shen, C.-J. (2021). Vaginal pH Value for Clinical Diagnosis and Treatment of Common Vaginitis. Diagnostics, 11(11), 1996. MDPI AG. Retrieved from http://dx.doi.org/10.3390/diagnostics11111996
  5. Vagina: What’s typical, what’s not. (2022, December 6). Mayo Clinic https://www.mayoclinic.org/healthy-lifestyle/womens-health/in-depth/vagina/art-20046562  (Accessed 1/23/23)
  6. Trichomoniasis. (2022, December 27). Cleveland Clinic. https://my.clevelandclinic.org/health/diseases/4696-trichomoniasis#management-and-treatment (Accessed 1/23/23)
  7. Vaginal Discharge. (2021, January 25). UK National Health Service. https://www.nhs.uk/conditions/vaginal-discharge/ (Accessed 1/23/23).
  8. Vaginal Discharge. (2022, July 22). Cleveland Clinic. https://my.clevelandclinic.org/health/symptoms/4719-vaginal-discharge (Accessed 1/23/23)
  9. Oluwatosin Goje, MD, MSCR. Candidal Vagnitis. (2022, September).Merck Manual. https://www.merckmanuals.com/professional/gynecology-and-obstetrics/vaginitis,-cervicitis,-and-pelvic-inflammatory-disease-pid/candidal-vaginitis
  10. Genital Herpes – CDC Basic Fact Sheet. (2022, January 3). Center for Disease Control and Prevention. https://www.cdc.gov/std/herpes/stdfact-herpes.htm

  11. Vulvar Care. (2018, March 23). Cleveland Clinic. https://my.clevelandclinic.org/health/articles/4976-vulvar-care (Accessed 1/23/23)

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